EU-Strategie zur Globalisierung sollte Fairen Handel für alle fördern

Am zehnten Mai verabschiedete die EU Kommission ihr Reflexionspapier „Die Globalisierung meistern“. Es ist das  zweite Dokument einer Serie zur Zukunft Europas. Das Papier identifiziert sieben Haupt-Trends, die die Globalisierung formen, unter anderem die wachsende „Nachfrage für fairen Handel, nachhaltige und lokale Produkte“.
“Europa muss mithelfen, das globale Regelwerk neu zu verfassen, damit freier Handel zu fairem Handel wird“, erklärte Frans Timmermans, Vizepräsident der EU-Kommission in einer Presseerklärung.
Ungeachtet des ermutigenden Pressekommentars setzt das Reflexionspapier jedoch hauptsächlich auf Freihandel und Deregulierung, um die negativen Auswirkungen der Globalisierung aufzufangen und weicht dabei kaum von der gegenwärtigen EU-Handelspolitik ab. Enttäuschender Weise bleibt das Papier sogar hinter der  „Trade for All“-Strategie der EU aus dem Jahr 2015 zurück, in der Handel nach ethischen Regeln (trade with values), nachhaltigen Lieferketten und fairen und ethischen Handelsinitiativen eine prominentere Rolle zugeschrieben wurde, als in allen EU-Handelsstrategien vor ihr.
Des Weiteren scheint das Reflexionspapier die Empfehlungen des kommissionseigenen Think-Tank-Berichts "Sustainability now!" vom 20. Juli 2016 zu ignorieren. Dieser fordert, dass Handelspolitik zur Reduzierung der globalen Ungleichheiten beitragen und zu einem qualitativ anderen und sozial inklusivem Wachstum beitragen müsse, das die ökologischen Grenzen  unseres Planeten wahrt. Dies könne in Form von weiteren Nachhaltigkeitsansätzen und Fair Trade Labels geschehen.
Zwar konsumieren die Europäer*innen weltweit die meisten fair gehandelten Produkte, doch man sollte sich hüten Fairen Handel auf freiwilligen ethischen Konsum zu reduzieren. Die EU darf das Thema Fairness nicht allein dem Markt überlassen. Ein neues globales Regelwerk wird nicht fair für alle sein, solange wir tolerieren, dass Firmen enorme Profite auf Kosten einer nicht nachhaltigen Textilproduktion im Globalen Süden machen. Es wird nicht fair für alle sein, solange die EU keine verbindliche unternehmerische Sorgfaltspflicht zu fairen Lieferketten von den Importeuren einfordert. Es wird nicht fair für alle sein, solange wir nachhaltigen Produkten keinen präferenziellen Marktzugang gewähren. Es wird nicht nachhaltig sein, wenn die EU nicht steuerliche Regeln einführt, die nachhaltigen Konsum fördern und die gesamte Beschaffung in Europa bis 2030 nachhaltig gestaltet.
Wir erkennen an, dass dieses Reflexionspapier nur als Start eines Prozesses gesehen werden kann und freuen uns darauf, konstruktiv an dem Diskurs zur Zukunft  Europas teilzunehmen, um sicherzustellen, dass die EU einen Fairen Handel für alle umsetzen kann.
von Sergi Corbalán, Geschäftsführer des Fair Trade Advocacy Office in Brüssel
Das Fair Trade Advocacy Office wurde 2004 von der World Fair Trade Organization, der World Fair Trade Organization Europe und Fairtrade International gegründet und vertritt die Belange der Fair-Handels-Bewegung auf europäischer Ebene. Link zum Fair Trade Advocacy Office
Der Beitrag von Sergi Corbalán (inklusive der Zitate aus dem Reflexionspapier der EU-Kommission) wurde vom Forum Fairer Handel aus dem Englischen übersetzt. Link zur ursprünglichen Fassung des Kommentars
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